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Das Angebot Klang Eigentlich sind die Voraussetzungen einfach, um als Musiker glücklich sein zu können: Man will möglichst gut Musik machen und dies unter optimalen Bedingungen. Listet man aber auf, was alles nötig ist, um von optimalen Bedingungen sprechen zu können, so sieht es nicht mehr so einfach aus. Nur schon ein gutes Instrument oder akustisch gute Verhältnisse sind Grundvoraussetzungen, die mit beachtlichem Aufwand verbunden sind. Gut Musik machen ist zudem eine subjektive Angelegenheit. Denn was Musik sei, ist objektiv gesehen überaus schwierig zu definieren. Musik kann sehr wohl in jedem Individuum entstehen, dies aber auf der Basis subjektiver Wahrnehmung. Das, was diesen Prozess des „Musik-Entstehens“ in Gang setzt, ist objektiv gesehen Klang. Wir Musiker bieten mit unseren Konzerten Klang an. Die Zahl möglicher Klang-Konstellationen ist unendlich. Sie beinhaltet sämtliche Kategorien, sei es Pop oder Volksmusik, Jazz oder Klassik usw. Folglich bietet ein Symphonieorchester ein bestimmtes Segment von Klang-Konstellationen an. Und es dient sicher der eigenen Bewusstseinsbildung, sich über das Wesen dieser bestimmten Klang-Konstellationen Gedanken zu machen. Wenn sich das Symphonische Orchester Zürich (S-O-Z) als „Variables und auch als Mobiles Symphonieorchester“ bezeichnet, so weist das nicht zuletzt auf das breite Spektrum seines Tätigkeitsbereiches hin. Trotzdem gilt es, die Grenzen des Möglichen gut zu kennen. Selbst wenn das Repertoire des S-O-Z als sehr weitgefächert gilt, so sind die Klänge im Segment der klassischen Musik doch eher etwas, die letztlich auf die menschliche Innenwelt zielen, die mehr die introverte Komponente des Menschen bewegen. Beispielsweise hat klassische Musik gegenüber Pop an äusserlich Spektakulärem wenig entgegenzusetzen. Darum ist es sinnvoll, wenn man die „Struktur der Abnehmer von klassischen Klang-Angeboten“ kennt und sich auch zusätzlich Gedanken über deren Befindlichkeiten macht. Sicher kann man sagen, dass klassische Musik ein aufmerksames Zuhören erfordert, ansonsten es nicht befriedigt. Aufmerksam zuhören schliesst irgendwie still sitzen mit ein. Das setzt möglichen „Abnehmern“ bereits Grenzen und als Konsequenz davon auch den Möglichkeiten der „Klang-Anbieter“. Aus diesen Gedankengängen resultiert die Wichtigkeit der Beziehung zwischen Anbieter und Abnehmer. Die Qualität des Angebotes muss den Ansprüchen der Abnehmer entsprechen. Wenn bisweilen klassische Musik auch mit „geistiger Nahrung“ verglichen wird, so darf man kurz Parallelen zur Nahrungsversorgung ziehen und eine entsprechende Frage stellen: „Wo erhält man die besseren Brote, in der Quartierbäckerei oder beim Grossverteiler ?“ Würde ich hier eine Meinung abgeben, so könnte sie nur subjektiv sein. Objektiv dabei ist sicher, dass sämtliche Brote, egal bei wem gebacken, den von der Gesundheitsbehörde vorgeschrieben Närwertvorschriften entsprechen. Trotzdem kann der Bäcker, egal wie gross sein Betrieb ist, nur leben, wenn er seine Brote seinen Kunden verkaufen kann. Wieviel Kunden er zum Überleben braucht, sei dahingestellt. Auf jeden Fall wird es einen bestimmten Zahlenschlüssel geben, der das Überleben garantiert oder man kann vom Gleichgewicht in der entsprechenden Wechselwirkung sprechen. Ausschlaggebend ist die Qualität des Produktes, das aber auf der Summe von subjektiven Beurteilungen basiert. Objektiv hingegen und für jedermann messbar ist die Tatsache der verkauften Brote, die dem Bäckereibetrieb das Überleben ermöglichen. Dass beim Quartierbäcker die Unverwechselbarkeit seiner Brote ein wichtiger Faktor ist, die beschriebene Wechselwirkung im Gleichgewicht halten zu können, scheint unbestritten. Die soeben in einer anderen Disziplin getätigten Überlegungen schaden uns Musikern sicher nicht. Jeder von uns will gut Musik machen und ist der Meinung, dass er es auch tut. Man weiss, dass es sich um eine subjektive Einschätzung handelt und man hofft, dass man sich nicht überschätzt. Im Bereich „der verkauften Brötchen“ kann man unter anderem sicher auch eine objektive Rückmeldung erkennen. Damit der Musiker vollumfänglich glücklich sein kann, gehören zum guten Musizieren auch die eingangs erwähnten optimalen Bedingungen. Und die sind , wie wir wissen, mit viel Aufwand verbunden. Dadurch wird deutlich, wie sehr wir Musiker auf das Umfeld angewiesen sind, um optimale Bedingungen rund um das gute Musizieren haben zu können. Es ist an uns, die erforderlichen Impulse zu geben, woraus eine Interaktion zwischen unserem Angebot und seinen „Abnehmern“ wachsen kann. Eine Hilfestellung zu den geeigneten Impulsen können dabei Gedankengänge ermöglichen, aufgrund derer die Phänomene der Musik zusätzlich differenziert werden. Eine dieser Differenzierungen wäre, dass Musik a priori nicht einfach ist, wie etwa eine gängige Äusserung („Musik ist, wenn man...“) zu behaupten versucht, sondern, dass Musik jedesmal von Neuem entsteht. © Daniel Schweizer, August 2002 |
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